Alle Kindernamen wurden verändert.

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Felizitas (7;0) erklärt ihrer Familie beim Abendbrot: „Ich will aber immer weiterleben.“ Die kleine Schwester Elisabeth (3;3) antwortet ihr: „Aber dann sterben wir doch alle und dann bleibst du ja ganz allein hier in dieser Wohnung.“

Hier zeigt sich die frühe Fähigkeit, in die Zukunft zu denken.

Siehe auch: Denkfähigkeiten.

Elisabeth fragt mit 3;3, nachdem sie die Fernsehsendung „Sandmännchen“ gesehen hat: „Mama, wie kommt denn der Traumsand durch das Glas vom Fernseher durch?“

Als Elisabeth 3;10 ist, spielt ihre Mutter bei einer Vereinsweihnachtsfeier den Weihnachtsmann. Felizitas sagt hinterher zu ihrer Mutter, dass sie sie an der (verstellten) Stimme erkannt hat und fragt, ob zu Weihnachten denn ein echter oder auch nur ein verkleideter Weihnachtsmann kommt.

Datum der Veröffentlichung: April 2011

Familienbeispiel, anonym

So beschäftigte sich Kilian, 6, mit meiner Schreibmaschine. Er musste im Büro warten, bis

ich meine Arbeit fertig hatte. Es ging, scheint mir, nicht nur um die Schönheit des Ergebnisses, er hat auch die Funktionen der Maschine durchgetestet.

Datum der Veröffentlichung: April 2011

Beispiel von Hanna Vock, Bonn

Evelin überraschte mich im Alter von 3;5 Jahren mit einer Äußerung, die für Dreijährige sehr ungewöhnlich ist. Ich hatte Evelin und drei anderen dreijährigen Kindern das Märchen „Hänsel und Gretel“ vorgelesen. Evelin kannte das Märchen vorher nicht, was ihre Mutter auf Nachfrage auch bestätigte. Evelins Äußerung nach dem Ende des Märchens: „Aber warum gehen denn die Kinder zu dem Vater zurück, da gibt es doch nichts zu essen. Die könnten doch in dem Hexenhaus bleiben, die Hexe ist doch tot. ...Der Vater war doch böse.“

Evelin zeigt mit dieser Äußerung nicht nur, dass sie den Inhalt des Märchens auf Anhieb erfasst hat. Sie beweist auch eine für Dreijährige erstaunliche unabhängige und flexible Denkfähigkeit. Sie kann sich von der Geschichte lösen und macht sich eigene Gedanken dazu, die im Widerspruch zur Aussage der Geschichte stehen. In ihrer Äußerung ist auch bereits ein Konzept erkennbar, das Kindern unabhängige und selbstständige Entscheidungen zutraut: Hänsel und Gretel sollen nicht das traditionell Nächstliegende (schnell zurück nach Hause zu den Eltern), sondern das unkonventionelle, aber logisch Nächstliegende tun, nämlich da bleiben, wo es etwas zu essen gibt und kein böser Erwachsener sein Unwesen treibt. Evelin bewertet die Handlungsweise des Vaters ganz klar als böse. Auf meine Nachfrage „Wieso ist denn der Vater böse?“ antwortet sie: „Weil er seine Kinder im Wald allein gelassen hat. Er hätte ja auch sagen können zu der Mutter: Nein, das machen wir nicht.“

Evelins kognitive und sprachliche Fähigkeiten reichten nicht nur aus, um das Märchen voll zu erfassen, sondern auch um ihre eigenen Gedanken präzise auszudrücken.

Zum Vergleich, bei einem Gespräch über das Märchen – eine Woche später:

Die anderen dreijährigen (kognitiv und sprachlich normal entwickelten) Kinder beantworteten dann noch folgende Fragen: Erzieherin: „Was für ein Tier hat denn die Hexe?“ – 1. Kind: „Eine Katze.“ / 2. Kind: „Und Vögel.“ / Erzieherin: „Was machen denn die Vögel?“ – Kind 2: „Die sind bei der Hexe.“ – Erzieherin: „Und fressen die auch was?“ – Kind 2: „Nein. Doch! Die essen Würmer.“ Erzieherin fragt Kind 3: „Was meinst du: essen die Vögel in der Geschichte auch noch was anderes?“ Kind 3: „ja.“ Erzieherin: „Was ist das denn, was die fressen?“ Kind 3: „Weiß ich nicht.“ Evelin: „Die picken die Brotkrumen auf und deshalb können die Kinder den Weg nicht finden. Weil die Brotkrumen nicht mehr da sind. Die haben die Vögel aufgegessen.“

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiel von Margrit Bernsmann, Köln

Eine englisch-muttersprachliche Erzieherin führt in der Kita Angebote durch. Marcus (5; 5 Jahre) ist immer sehr interessiert dabei.

Während eines Angebots werden Körperteile auf Englisch benannt. Marcus zeigt auf seine Augen und sagt: „These are my eyes und in Deutsch kann ich das essen.“

Marcus malt englische Soldaten, und zwar immer paarweise. Er stellt dabei fest: „Die Queen hat eine Million Soldaten, mindestens. Die Zahl muss grade sein, damit immer zwei zusammen gehen können.“

Neandertaler interessieren Marcus riesig. Nach dem Besuch des Neandertaler-Museums in der Nähe von Düsseldorf erzählt er tagelang, was er gesehen hat und bringt sein Wissen in zahlreiche Spiel- und Bausituationen ein. Da Fachbücher zu diesem Thema in der Kita nicht vorhanden sind, beschafft er sich Bücher aus der Bücherei und bringt welche von zu Hause mit. Im Englischangebot stellt er die Frage: „Gab es Neandertaler auch in England?“ Diese Frage ist noch nicht beantwortet...

Beim Mittagessen stellt Marcus fest, dass die Kartoffeln in der Schüssel dampfen. Erstaunt stellt er Überlegungen an, warum das wohl so ist. Die Lösung und Erklärung, dass Wasser bei großer Hitze verdampft und dass es hier wohl das Wasser aus den Kartoffeln ist, gibt er sich selbst.

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08

Beispiele von Hanna Vock, Bonn

Ein Bücher lesender Junge, 5;9 Jahre alt, erzählt seiner Mutter nach seinem 1. Schultag etwa Folgendes:

Wir haben ein Blatt ausgemalt und das O gelernt... Morgen malen wir wieder ein Blatt aus und überlegen, welche Wörter mit O anfangen.

Ich habe dann zu Frau S. gesagt:

"Ja, danke! Ich kündige dann!"

Ein anderer, ebenfalls 5-jähriger Junge steht nachts am Bett seiner Mutter und weckt sie, um sie zu fragen: „Wie kann man denn die Temperatur an der Sonne messen, wenn die Sonne doch so heiß ist, dass alles gleich zerglüht?!“

Ein dreieinhalb Jahre altes Mädchen freut sich an seinem ersten Kindergartentag: „Das kann ich mir ja gut merken, dass das Segelschiff mein Zeichen ist – weil da steht ja mein Name dran.“

Datum der Veröffentlichung: 30.10.08